Provenienzforschung und RestitutionsfragenBenin-Bronzen in der Schweiz

Symbol für Lesungen und Vorträge
Sammlung Domnick
Lesung & Vortrag
Veranstaltung mit: Alice Hertzog, Forscherin am Museum Riethberg
Termin: Mittwoch, 22.03.2023, 19:00

Alice Hertzog, Forscherin am Museum Riethberg in Zürich spricht über den Stand der Debatten um die Restitution von Benin-Bronzen.

Die kostbaren Benin-Bronzen wurden 1897 von den britischen Streitkräften, die das große Königreich eroberten und die Hauptstadt Benin (im heutigen Nigeria) niederbrannten und zerstörten, geraubt und nach England gebracht. Deutsche Museumsdirektoren erkannten sofort den hohen Wert dieser einzigartigen Kunstwerke und erwarben so viel, wie es ihnen möglich war.

Der Vortrag geht folgenden Fragen nach: Auf welchen Wegen gelangten Werke aus dem historischen Königreich Benin in die Schweiz? Unter welchen Umständen wurden sie erworben? Welche Bedeutung hatten die Werke in ihrem Entstehungskontext und was ist ihre gegenwärtige Relevanz in Nigeria?

Die Sammlung Domnick besitzt zehn afrikanische Holz-Masken und zwei Plastiken. Greta und Ottomar Domnick haben sie 1938 und 1939 erworben, als die Nationalsozialisten die moderne Kunst in Deutschland verboten hatten. Sie erwarben sie von einem damals sehr renommierten Sammler, Ernst Heinrich, der sie in Deutschland größtenteils bei Leuten, die selber in den Kolonien gewesen waren, gekauft hatte. Die Sammlung Domnick geht dennoch heute davon aus, dass diese Masken und Plastiken wahrscheinlich den afrikanischen Gemeinschaften geraubt wurden. Deshalb erforschen sie ihre Herkunft und stehen dabei im Kontakt mit dem Stuttgarter Linden Museum und der Museum Riethberg in Zürich und der Universität Tübingen. Besonders interessant ist, dass das Zürcher Museum Riethberg mindestens eine Benin-Bronze, die wie die Holz-Masken der Domnicks aus der Sammlung Ernst Heinrich kommt, besitzt.

Es gibt knapp 100 Benin-Stücke in öffentlichen Schweizer Museen. Gemeinsam untersuchen sie die Provenienzen ihrer Sammlungen aus dem Königtum Benin in Nigeria. Auch das Stuttgarter Linden Museum besitzt eine schöne Sammlung von Benin-Bronzen; so ist auch die Restitutionsfrage in Baden-Württemberg relevant.

Dr. Alice Hertzog ist Sozialanthropologin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Westafrika, wo sie sich für Migration und Mobilität und in jüngerer Zeit für die Verbreitung des westafrikanischen materiellen Erbes interessiert. Zurzeit forscht sie in Zusammenarbeit mit Dr. Enibokun Uzebu in Benin City im Rahmen der Benin Initiative Schweiz. Sie ist Alumni der Cambridge University, Sciences Po, l'Ecole Normale Sup' und der ETH Zürich. 
Sie ist Mitglied der „Benin Initiative Schweiz: Kooperative Provenienzforschung“. Acht Schweizer Museen haben sich in einem Verbundprojekt zusammengeschlossen, um die kolonialen Provenienzen ihrer Benin-Sammlungen zu untersuchen.

Service

Adresse

Sammlung Domnick
Oberensinger Höhe 4
72622 Nürtingen

Information und Anmeldung

Um Anmeldung - auch kurzfristig - wird gebeten:
Besucherinfo Sammlung Domnick
Telefon +49(0)70 22. 5 14 14
stiftung@domnick.de

Preis

pro Person 12,00 €