Nürtinger KrimizeitKönigin Pokou

Die Schauspielerin Susie Pochert von der Frickenhauser Theaterspinnerei liest im Rahmen der Nürtinger Krimizeit aus dem Buch „Königin Pokou“ der afrikanischen renommierten Autorin Véronique Tadjo.

Königin Pokou ist tatsächlich eine historische Person, die von 1717 bis 1730 das von ihr gegründete Baoulé-Königreich (in der Region der heutigen Elfenbeinküste) regierte. Sie war eine Asante-Prinzessin, die in den Wirren des Krieges um die Nachfolge des verstorbenen Königs Opokou Waré mit ihrem Sohn und ihren Gefolgsleuten fliehen musste. Sie verließ heimlich die Hauptstadt Kumasi und ging nach Westen, weil ihr dort fruchtbare Böden und gute Siedlungsplätze zugesichert worden waren.

Die tragische Gründungslegende wird heute noch viel erzählt: Prinzessin Pokou und ihre erschöpften Gefolgsleute erreichten den Fluss Comoé, die Grenze des Ashanti-Reiches. Sie konnten ihn aber nicht überqueren, weil er Hochwasser führte. Die Armee des Königs war bereits hinter den Flüchtlingen her. Sehr unter Druck geraten, befragten Pokous Priester die Geister des Flusses. Sie forderten das größte Opfer: Pokous Sohn. Sie opferte ihn, um ihr Volk zu retten. Auf dem Boden der Freiheit angekommen zerbricht diese Mutter. Das Volk beschließt, um für immer dieses Opfer zu erinnern, sich fortan „Ba-ou-li“ zu nennen, was „Das Kind ist tot“ bedeutet.

In einem sehr modernen und klarsichtigen Text befragt die Autorin Véronique Tadjo (sie lebt und arbeitet derzeit in Südafrika) diese Legende, um zu versuchen, die Persönlichkeit dieser Prinzessin, die ihr Kind opferte, zu verstehen. Véronique Tadjo hadert nämlich mit dieser Gründungslegende und entwickelt mehrere mögliche Varianten davon.

Die Schauspielerin der Theaterspinnerei, Susie Pochert, liest dieses kleine Buch mit ihrer eindringlichen Stimme. Sie verleiht der Legende und ihren Variationen eine besondere Intensität, die durch den Einsatz von Kopfhörern noch gesteigert wird.