Texten der Literatur-NobelpreisträgerinLesung Annie Ernaux
Termin: Sonntag, 19.02.2023, 17:30
Im vergangenen Dezember erhielt die französische Schriftstellerin Annie Ernaux den Literatur-Nobelpreis. Annie Ernaux ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen. Ihre Texte sind ergreifende kurze autobiografische Berichte und Geschichten, die sie zur großen Literatur verdichtet. Sie bezeichnet sich als „Ethnologin ihrer selbst“. Bisher ist sie in Deutschland unbekannt, obwohl ihre Bücher längst übersetzt sind.
Annie Ernaux schreibt immer über sich selbst als Jugendliche, als Studierende, als junge Frau und Mutter, als Tochter ihrer Mutter, als Tochter ihres Vaters. Vor allem aber schreibt sie über sich als Frau aus der Unterschicht, die in die akademische bürgerliche Schicht über Bildung gewechselt ist. In Frankreich gibt es für dieses gesellschaftliches Phänomen einen eigenen Begriff: le transfuge social.
Annie Ernaux ist 1940 geboren und in einem kleinen Dorf in der Normandie aufgewachsen. Ihre Eltern führten einen Krämerladen mit Café in Yvetot in der Normandie. Die Eltern teilten sich ebenbürtig die Aufgaben auf; dies war in diesem sozialen Milieu eher ungewöhnlich. Die Eltern wünschten sich den sozialen Aufstieg für ihre Tochter, die es einmal besser haben sollte als sie. Deshalb entschieden sie sich auch für ein Kind.
Annie Ernaux wuchs in sehr bescheidenen, sehr behüteten Verhältnissen auf und wurde in der Familie und als externe Schülerin im Internat katholisch erzogen. Sie studierte Literaturwissenschaften in Paris und promovierte 1971. So stieg sie beruflich und durch ihre Heirat in das bürgerlich akademische Milieu auf, was sie als Verrat gegenüber ihren Eltern schmerzlich empfand.Die Schauspielerin Susie Pochert (von der theaterspinnerei) wird der berühmten
Autorin ihre Stimme leihen und eine Auswahl deutsch übersetzten Texten lesen.
Vera Romeu gibt eine kleine Einführung und erklärt, warum dieser Aufstieg in Frankreich etwas Besonderes und Schwieriges war und weiterhin ist.