DAS ERBE VON PIERRE SOULAGES BEWAHREN
Pierre Soulages gehörte zu den einflussreichsten abstrakten Malern des 20. Jahrhunderts. Sein Markenzeichen war die Farbe Schwarz. Am 26. Oktober 2022 ist er im Alter von 102 Jahren gestorben. Die Sammlung Domnick in Nürtingen, die zu den Monumenten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg gehört, umfasst bedeutende Gemälde und Nussbeizen des französischen Malers. „Wir trauern um Pierre Soulages. Seine Schaffenskraft und Kreativität waren beeindruckend. Sein Tod ist ein großer Verlust“, sagt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Und weiter: „Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg werden sein Erbe bewahren. Die Qualität der Sammlung Domnick ist nicht zuletzt seinen Werken zu verdanken.“
„ALLES BEGANN IN DEUTSCHLAND“
Sprach Pierre Soulages über den Beginn seiner Karriere, wiederholte er immer wieder diesen einen Satz: „C‘est en Allemagne que tout a commencé.“ – „Alles begann in Deutschland.“ Damit nahm er Bezug auf die Wanderausstellung mit dem Titel „Französische abstrakte Malerei“ von Greta und Ottomar Domnick. Das Ärzteehepaar gehörte zu den engagiertesten Sammlern und Förderern moderner Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Wanderausstellung war die erste große Ausstellung abstrakter französischer Malerei mit Werken von zehn Pariser Malern, darunter Pierre Soulages. Sie schlug große Wellen und gilt daher als „Inkunabel der Kunsterneuerung in Westdeutschland“. Eröffnet wurde die Ausstellung im November 1948 in Stuttgart, danach wurde sie bis Mai 1949 in sechs weiteren Städten gezeigt.
DURCHBRUCH IN DEUTSCHLAND
Sehr prominent haben die Domnicks bei der Wanderausstellung Werke von dem noch jungen und kaum bekannten Maler Pierre Soulages gezeigt: Fünf Ölgemälde aus den Jahren 1947 und 1948 sowie acht Walnussbeizen, die im März und April 1948 entstanden sind. Sie wurden bei dieser Schau erstmals öffentlich ausgestellt. Vera Romeu, die Leiterin der Sammlung Domnick, hebt die bedeutende Rolle der Domnicks für den Karriereanfang des Malers hervor: „Bereits bei dieser sensationellen Wanderausstellung haben Greta und Ottomar Domnick der Kunst von Pierre Soulages den besten Platz gegeben.“ Eine seiner Nussbeizen nahmen sie als prägnantes Motiv für das Plakat. Im Katalog der Wanderausstellung formulierte der junge Maler zum ersten Mal sein künstlerisches Credo, an dem er sein Leben lang festhielt. Mit Blick auf den großen Erfolg der Ausstellung betont Vera Romeu: „Die intensive Rezeption der Ausstellung hat Pierre Soulages quasi über Nacht in die westdeutsche Öffentlichkeit katapultiert.“ Daran habe sich der Durchbruch in den USA angeschlossen und, erst viel später, die erste Einzelausstellung im Jahr 1956 in Paris. Vera Romeu folgert: „Den Anfang seiner Karriere hat Pierre Soulages Greta und Ottomar Domnick zu verdanken.“
PIERRE SOULAGES IN DER SAMMLUNG DOMNICK
Greta und Ottomar Domnicks Bewunderung und Enthusiasmus für die Malerei von Pierre Soulages sollte mit der Wanderausstellung erst ihren Anfang nehmen. Nach dem Erfolg dieser Ausstellung förderten sie die Kunst von Pierre Soulages weiter. Heute umfasst die Sammlung Domnick sieben Werke und für die Forschung kostbare Briefe von Pierre Soulages. In der ständigen Sammlung sind zwei Werke aus dem Jahr 1949 und 1971 zu sehen. Anlässlich des Todes des Künstlers bereitet die Sammlung Domnick eine kleine Sonderausstellung vor, bei der auch alle weiteren Werke präsentiert werden. Außerdem wird Sammlungsleiterin Vera Romeu Sonderführungen zu Pierre Soulages anbieten. Termine und weitere Informationen werden zeitnah auf der Website des Monuments veröffentlicht.
EIN HAUS DER KUNST UND FÜR DIE KUNST
Greta und Ottomar Domnick, beide Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, gehörten zu den engagiertesten Sammlern und Förderern moderner Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach ihrer Hochzeit 1938 hatten sie in Stuttgart eine Praxis gegründet, ab 1945 zog der Stuttgarter Maler Willi Baumeister in ihre Nachbarschaft. Dies brachte die Domnicks mit der Avantgarde der abstrakten Kunst zusammen. In ihren Wohn- und Praxisräumen organisierten sie mehrere Ausstellungen, Dreh- und Angelpunkt der Avantgarde und Veranstaltung. 1948 kuratierten sie den ersten deutschen Auftritt in der Nachkriegszeit auf dem internationalen Dritten Salon des Réalités Nouvelles in Paris und unmittelbar danach die Wanderausstellung „Französische abstrakte Malerei“. Mit der heutigen Sammlung Domnick auf der Oberensinger Höhe in Nürtingen haben Greta und Ottomar Domnick ein Gesamtkunstwerk der Moderne aus Landschaft, Architektur und Bildender Kunst geschaffen.
SERVICE UND INFORMATIONEN
ÖFFNUNGSZEITEN
1. Mai bis 31. Oktober
Sa, So, Feiertag 14.00 – 17.00 Uhr
1. November bis 30. April
So 14.00 – 17.00 Uhr
24., 31. Dezember geschlossen
BESUCHSHINWEISE
Es besteht keine Maskenpflicht. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Gerade in Innenräumen ist sonst die Ansteckungsgefahr hoch. Deshalb wird das Tragen von Masken empfohlen.
Sammlung Domnick
Oberensinger Höhe 4
72622 Nürtingen
+49(0)70 22.5 14 14
stiftung@domnick.de
www.domnick.de
www.schloesser-und-gaerten.de