Engagement für abstrakte Kunst
Paris war die Hauptstadt der Kunst – daran hatten auch die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg wenig geändert. Jedoch hinterließen sie ihre Spuren auch in der Kunst: Ab 1933 wurde die abstrakte Kunst von Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert und aus den Museen und der Öffentlichkeit verbannt. So waren die unterschiedlichen Stilrichtungen auch in der Nachkriegszeit kritischen Stimmen und Blicken ausgesetzt. Im Sammlerehepaar Greta und Ottomar Domnick fand die abstrakte Kunst jedoch zwei große Unterstützer. Entschieden und energisch verteidigten sie die Kunstform und räumten ihr nicht nur mit Worten und Reden, sondern vor allem durch ihre Handlungen einen Platz ein. 1948 stellte Ottomar Domnick, auf Bitten des Künstlers Willi Baumeister, rund 100 aktuelle Werke 15 deutscher Künstler zusammen – darunter auch die Malerin Ida Kerkovius. Die Gemälde sollte er auf einer Ausstellung für abstrakte Kunst in Paris präsentieren. Das erste Mal seit Jahren konnten deutsche Maler wieder die internationale Bühne betreten. Während der Ausstellung besuchte Domnick Künstlerateliers in Paris und knüpfte Kontakte zu Pariser Malern.
Von Paris nach Deutschland
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich organisierte Ottomar Domnick noch im selben Jahr die Wanderausstellung „Französische abstrakte Malerei“ – und leistete damit einen Akt der Friedensarbeit – lange bevor es Kulturaustauschabkommen gab. Am 7. November eröffnete sie in Stuttgart und machte im Anschluss Halt in München, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Kassel und Wuppertal. Als Plakatmotiv der Ausstellung diente eine der Arbeiten des französischen Malers Pierre Soulages. Domnick druckte im Eigenverlag einen Ausstellungskatalog mit dem Ziel, die Pariser Maler wie Pierre Soulages, Franz Kupka, Hans Hartung und Auguste Herbin in Kunst und Öffentlichkeit zu etablieren.
Die Sammlung Domnick
Greta und Ottomar Domnick, beide Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, gehörten zu den engagiertesten Sammlern und Förderern moderner Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach ihrer Hochzeit 1938 hatten sie in Stuttgart eine Praxis gegründet, ab 1945 zog der Stuttgarter Maler Willi Baumeister in ihre Nachbarschaft. Dies brachte die Domnicks mit der Avantgarde der abstrakten Kunst zusammen. Die Kunstsammlung der Domnicks wuchs mit der Zeit, wie auch ihr Wunsch, mit der Kunst zu leben. Auf der Oberensinger Höhe in Nürtingen setzten sie das Projekt „Wohnen im Museum“ um: Ab 1967 ließen sie auf dem weitläufigen Anwesen eine Villa errichten, in der sich moderne Betonarchitektur, zeitgenössische Möbel und abstrakte europäische Kunst zu einer künstlerischen Einheit verbanden. Ab 1977 legte das Ehepaar im Westen des Grundstückes zudem einen Skulpturengarten an. Mit der heutigen Sammlung Domnick haben Greta und Ottomar Domnick ein Gesamtkunstwerk der Moderne aus Landschaft, Architektur und Bildender Kunst geschaffen.
Service und Informationen
ÖFFNUNGSZEITEN
Sammlung Domnick
Bis 31. Oktober
Sa, So, Feiertag 14.00 – 17.00 Uhr
EINTRITT VILLA UND GARTEN
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
EINTRITT GARTEN
Erwachsene 2,00 €
Ermäßigte 1,00 €
KONTAKT
Oberensinger Höhe 4
72622 Nürtingen